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Im Werk von Franziska Wolff geht es um das Experiment mit Materialität und gleichzeitig um die Untersuchung der menschlichen Wahrnehmung. Aktuell arbeitet sie figürlich-gegenständlich mit großformatigem Netz-Material, in das sie mit Kunststoff- oder Textil-Streifen Formen einwebt, die aus Nahsicht abstrakte Bilder ergeben. Aus der Distanz entstehen vor dem inneren Auge jedoch gestochen scharfe gegenständliche Bilder.
Im Gedenkjahr Emanuel von Seidls wird Franziska Wolff auf drei Ebenen mit dem Groß-Architekten in einen Dialog treten.

1. Großformatiges Bildnis Emanuel von Seidls
Zunächst wird die Künstlerin ein überdimensionales Bildnis von Emanuel von Seidl in einem Maß von ca. 200 x 250 cm anfertigen. Es kommt also zu einer starken Vergrößerung der Lebensgröße – ein Hinweis auf die Verdienste des Bauherrn für seine Zeit und für die Marktgemeinde Murnau. Auch die spezielle Bildtechnik trägt zur Aussage bei. Das Portraitbild aus farbigen, in ein weitmaschiges Netz gewebten Stoffstreifen ist in seiner Materialität von sehr leichtem Gewicht – ein Bezug auf das Thema Bauen, da hier u.a. das Gewicht des Materials eine wichtige Größe spielt. Das Netzbildnis von Wolff erhält in seiner Leichtigkeit etwas Schwebendes, ist also ein Kontrapunkt zur Schwere vieler Baumaterialien; aber auch ein Verweis auf das 100. Todesjahr und das geistig-immaterielle Fortbestehen des Baukünstlers.

2. Architektur-Intervention im öffentlichen Raum
In einem zweiten Schritt wird Wolff sich auf das Werk von Emanuel von Seidl beziehen und auf seine Architekturentwürfe. Sie wird hierzu eine Verbindung herstellen zwischen städtischer Bausubstanz und ihren Netz-Bildern. So erfolgt die Hängung des Portrait-Netzes im Rathaus-Foyer, einem belebten öffentlichen Ort in Murnau, an dem diese Arbeit wahrgenommen wird und so das Publikum zum Nachdenken anregt. Weiterhin wird Wolff einen großformatigen Ausdruck des Netz-Portraits als Fahne an die historische Schloss-Fassade installieren. Somit kommt der Dialog von historischem Baumeister, historischer Bausubstanz und zeitgenössischer Kunst in Gang.

3. Interaktion mit Kindern
Schließlich will Wolff das Vermächtnis Emanuel von Seidls mit einem Generationen-Projekt ehren. Einer seiner herausragenden Bauten in der Marktgemeinde Murnau ist eine Schule, die heute als Emanuel-von-Seidl-Grundschule mit insgesamt zwölf Grundschulklassen (ca. 250 Schülerinnen und Schüler) fungiert. Hier führt Wolff eine große Kunst-Interaktion zu Ehren Emanuel von Seidls durch. Dabei wird sie ein Netzbild installieren, das nur in Anfängen angelegt ist. Die Weiterführung der künstlerischen Arbeit an dem Netzbild erfolgt vor Ort mit den Schulklassen der Grundschule. Das Ergebnis kann langfristig an dem im heutigen Stil angelegten Erweiterungsbau gehängt werden und so an die Interaktion aber auch an den Erbauer der Schule erinnern.